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Bipolare Störung

Circa drei Prozent der Menschen, Männer und Frauen gleichermaßen, sind davon betroffen. Meist ist der Erkrankungsbeginn zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Als Ursache werden eine genetische Veranlagung (Vulnerabilität, Verletzlichkeit) in Kombination mit belastenden äußeren Faktoren als Auslöser angenommen.

Krankheitsbild

Bei der bipolaren Störung kommt es zum Auftreten von Episoden, bei denen die Stimmung und der Antrieb stark vom Normalzustand (Mittellage) abweicht. Die beiden Stimmungspole werden als Depression und Manie bezeichnet. Zwischen diesen Phasen bestehen symptomfreie Zeiten. Die Dauer der Krankheitsepisoden ist sehr verschieden. Oft wird die Erkrankung sehr spät erkannt und es vergehen viele Jahre bis zur korrekten Diagnose. Die Erkrankung verläuft meist chronisch.

Symptome der Depression

Gedrückte Stimmungslage, Losigkeitssymptome (Freudlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Gefühlslosigkeit, Lustlosigkeit), Antriebslosigkeit, Gefühl der inneren Leere, Verzweiflung, Angst, Grübeln, Schuldgefühle, Sozialer Rückzug, Mangelndes Selbstvertrauen, Entscheidungsschwäche, Gedanken an den Tod, Suizid, Schlafstörungen, gesteigerte Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Diffuse körperliche Schmerzen, Nachlassen des sexuellen Verlangens.

Symptome der Manie

Gesteigertes Energiepensum (welches anfangs oft als angenehm empfunden wird), mangelndes Schlafbedürfnis, sprunghaftes Denken und Handeln, viele Ideen, Euphorie, starker Rededrang, Distanzlosigkeit, Exzessives Verhalten, wie übermäßiges Geld ausgeben, Promiskuität, Fehleinschätzung der Realität.

Formen der bipolaren Störung

1. Zyklothymie: Stimmungsschwankungen über viele Jahre hinweg, jedoch keine Vollausprägung von Manie oder Depression
2. Hypomanie: Abgeschwächte Form der Manie, kann sich zum Vollbild steigern
3. Manie / Depression
4. Gemischte Episode: Es kommt gleichzeitig zu Symptomen von Manie und Depression
5. Rapid Cycling: Mindestens 4 Episoden pro Jahr

Therapie

Ziel ist die Verbesserung der akuten Symptomatik beim Auftreten einer manischen oder depressiven Phase mit der jeweilig dafür erprobten Medikation. Ebenso wichtig ist die Verhinderung von Episoden im Sinne der Prophylaxe (Vorbeugung). So folgt einer Akuttherapie eine langfristige Behandlung mit sogenannten „Medikamenten zur Phasenprophylaxe“, die eine Stimmungsstabilisierung gewährleisten soll. Weitere Maßnahmen sind die Einhaltung eines geregelten Lebens mit Tag/Nachtrhythmus und ausreichend Schlaf, sowie geregelte Arbeitszeiten. Hilfreich kann auch eine Psychotherapie, der Besuch von soziotherapeutischen Angeboten und der Austausch mit anderen Betroffenen sein.

Wichtig für die Erkrankten ist die Erkennung von sogenannten Frühwarnzeichen, die einer Episode vorausgehen. Diese können sehr unterschiedlich sein.

Oft sind Schlafstörungen der Beginn einer Phase. Auch Gereiztheit, Unruhe, gesteigerte oder verminderte Grundstimmung bzw. Aktivität (Antrieb) können eine Phase ankündigen. Je früher darauf reagiert wird, umso größer sind die Chancen, eine Episode „abzufangen“, ein regelmäßiger Facharztbesuch ist deshalb von großer Wichtigkeit. Auch die Angehörigen sollten über die Erkrankung und die Frühwarnzeichen informiert werden.

Fallgeschichte: Mann, 52 Jahre, geschieden, zwei Kinder

Begonnen hat meine Krankheit schon im Schulalter. Ich musste in eine Schule gehen, die mein Vater für mich ausgesucht hatte und in die ich ganz und gar nicht wollte. Da hatte ich rückwirkend betrachtet schon die erste Depression. Damals wusste ich allerdings nicht, was mit mir los war. Ich habe mich zurückgezogen, habe keine Freude mehr verspürt, habe mir mit anderen Menschen
im Kontakt schwer getan. Richtig ausgebrochen ist meine bipolare Störung im Jahre 1991. Ich habe meinen Arbeitsplatz durch Kündigung verloren. Daraufhin war ich völlig überdreht, konnte nicht mehr schlafen, in meinem Kopf war ein ständiges „Gedankenkarusell“. Ich habe alles und jeden hinterfragt, bin nicht mehr zur Ruhe gekommen. Dann ist meine Stimmung in eine tiefe Depression gekippt, ich war antriebslos, ohne Perspektive, habe mich sehr zurückgezogen, hatte auch Suizidgedanken. Ich musste ins Krankenhaus und es dauerte Monate, bis ich wieder einigermaßen stabilisiert und belastbar war. Geholfen haben mir meine damalige Frau und ein Psychologe.
Ich war dann lange stabil, bis es zur Scheidung 2004 kam, was auch die räumliche Trennung meiner beiden Söhne zur Folge hatte. Ich wurde sehr depressiv, machte mehrere Suizidversuche, war dann ein Jahr lang stationär. Das war eine schwere Zeit für mich. Nur langsam habe ich wieder ins Leben zurückgefunden, habe wieder begonnen stundenweise zu arbeiten. Zu Hause hatte ich eine Pflegehilfe. Da ich noch viele Medikamente nehmen musste, ist mir die Arbeit schwer gefallen, ich hatte Konzentrationsprobleme, wurde schnell müde, aber die Struktur hat mir auch gut getan. Ich habe auch eine Kochgruppe besucht und ging jeden Tag eine Stunde spazieren.
2012 wurde ich wieder manisch, habe aber früh genug reagiert, um eine Eskalation zu vermeiden und ging gleich zum Arzt. Ich habe gelernt, was ich brauche, um stabil zu bleiben, nämlich Bewegung, die Gespräche mit meinem Therapeuten, Medikamente und ein gutes soziales Umfeld. Was es außerdem braucht, um stabil zu bleiben, ist viel Disziplin. All die Hilfsmittel wie Medikamente, Psychotherapie usw. kann man sehen wie einen Spazierstock, er unterstützt, aber gehen muss man selber. Ich hatte viele schwere Zeiten des Leidens, doch der Kampf hat sich
gelohnt. Ich führe heute ein Leben mit Freuden, habe ein gutes Verhältnis zu meinen Kindern und meiner Familie und wenn ich die Regeln einhalte, die mir meine Erkrankung vorgibt, habe ich gute Chancen, dass dies so bleibt.

 

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