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Demenz

Demenz oder Demenzkrankheit ist der medizinische Fachbegriff für Erkrankungen des Gehirns, die mit einem zunehmenden Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit mit Veränderungen von Verhalten und Wesensart einhergehen.

Krankheitsbild

Auch der normale geistige Alterungsprozess bringt Veränderungen der Gehirnfunktion mit sich – so werden etwa durch die Sinnesorgane aufgenommene Informationen langsamer verarbeitet, was sich auch als Verlangsamung des Handelns ausdrücken kann. Um bei Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen und verminderter Reaktionsfähigkeit zwischen normalem Altern und einer krankhaften Entwicklung unterscheiden zu können, ist eine eingehende ärztliche Untersuchung erforderlich; auch die Beschreibung von Veränderungen in der Alltagskompetenz durch die Angehörigen ist dabei eine wichtige Zusatzinformation für den Arzt. Die häufigste Demenzursache ist die nach dem deutschen Nervenarzt Alois Alzheimer benannte Demenz vom Alzheimer Typ, bei der es zu einem fortschreitenden Zerfall von Nervenzellen kommt. Eine weitere häufige Ursache stellen Durchblutungsstörungen des Gehirns dar, die sich je nach Gehirnregion und Ausdehnung auch als Schwindel oder Schlaganfall äußern können – man spricht dann von vaskulärer Demenz. Auch andere, seltenere Ursachen, z.B. im Zusammenhang mit einer Parkinsonkrankheit, sind bekannt, Mischformen sind häufig.

Aufgrund der demographischen Entwicklung ist mit einem weiteren deutlichen Anstieg von Demenzerkrankungen zu rechnen. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Lebensalter. Von den 70 – 75 Jährigen erkranken etwa 4 %, von den 90 – 95 Jährigen etwa 40 % an Demenz.

Symptome

Die Symptome einer Demenz vom Alzheimertyp beginnen schleichend allmählich mit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der zeitlichen Orientierung. Veränderungen des Sprachausdruckes, Störung der örtlichen Orientierung, Interessensarmut und Neigung zum Rückzug aus sozialen Kontakten kommen im weiteren Verlauf dazu. Auch das Langzeitgedächtnis ist zunehmend betroffen, alltägliche Funktionen wie z.B. das Ankleiden werden schwierig, ausgeprägte Unruhe mit häufig wiederholten Fragen und Neigung zu Gefühlsausbrüchen sind dann im Vordergrund. Betroffene nehmen ihre Umgebung häufig verändert wahr, was auch zu wahnhafter Verarbeitung und Sinnestäuschungen führen kann. Zusätzlich treten mit Fortschreiten der Krankheit körperliche Veränderungen, wie Ess-und Schluckstörungen auf. Blase und Darm können nicht mehr kontrolliert werden, die Sturzgefahr nimmt zu und mit zunehmender körperlicher Gebrechlichkeit werden die Betroffenen bettlägerig. Infektionen und andere Komplikationen können dann rasch zum Tode führen. Die Krankheitsdauer ist individuell sehr verschieden, schwankt zwischen 5 und 20 Jahren.

Diagnose

1. Ausführliches (fach-)ärztliches Gespräch zur Erfassung von Vorgeschichte und aktuellen Symptomen.
2. Körperliche Untersuchung und Laboruntersuchung, um andere Krankheiten wie Infektionen, Hormon und Vitaminmangelzustände auszuschließen.
3. Psychologische Testuntersuchung von Gedächtnis, Denkvermögen, Sprache, Erkennen und Benützen von Gegenständen.
4. Computertomographie oder Magnetresonanztomographie zur Erfassung sichtbarer Veränderungen und zum Ausschluss anderer Gehirnerkrankungen z. B. eines Tumors.

Therapie

Medikamente
Der Demenzursache entsprechend können Medikamente, die auf den Botenstoffwechsel des Gehirns wirken, den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen und das Fortschreiten verlangsamen. Begleitsymptome wie Unruhe, Ängstlichkeit, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Aggressivität, Wahnideen und Sinnestäuschungen können wesentlich gemildert,
manchmal ganz zum Abklingen gebracht werden.

Regelmäßige körperliche Bewegung
Auf gute Einstellung von Blutdruck, eventuell auch Blutzucker und Blutfetten, sowie auf regelmäßige körperliche Bewegung sollte geachtet werden.

Beratung und Begleitung
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie ist individuelle Beratung und Begleitung von Betroffenen und ihren Angehörigen besonders wichtig. Im Anfangsstadium der Krankheit kann eine Gruppentherapie mit Training von Gedächtnis und Alltagsfertigkeiten für die Betroffenen sehr hilfreich sein.

Angehörige
Angehörige finden Informationen, Verständnis und Austausch, Entlastung und Unterstützung in Angehörigen (Selbsthilfe-)Gruppen, Sprechstunden und Schulungsseminaren.

Fallgeschichte: Frau, 77 Jahre, verheiratet, Ehemann, 80 Jahre, ein Sohn, 52 Jahre und eine Tochter, 49 Jahre

Ich kann gar nicht genau sagen, wann es begonnen hat mit der Vergesslichkeit. Meine Tochter ist in England verheiratet, mein Mann und ich sind fast jedes Jahr zu ihr auf Besuch gefahren. Bei unserer letzten Reise dorthin vor etwa zwei oder drei Jahren hat mich der Flug mit dem ganzen Drumherum besonders angestrengt, die vielen Leute, die fremden Sprachen, überall  Warteschlangen, die langen Wege. Am schlimmsten war die Angst ,das richtige Flugzeug nicht zu finden und zu spät zu kommen, obwohl mein Mann dabei war und sich um alles gekümmert hat. Seither machen wir nur noch Tagesausflüge, die mich in der letzten Zeit aber auch nicht mehr besonders interessieren.
Mein Alltag hat sich verändert. Früher habe ich gern gekocht und gebacken, jetzt habe ich oft keine Idee, was ich kochen könnte, muss mir auch alles herrichten, bevor ich damit anfange und beginne oft schon bald nach dem Frühstück, damit ich es bis Mittag sicher schaffe. Mit dem Backen bin ich ganz aus der Übung, mag auch gar nicht nachlesen im Backbuch. Ich war immer stolz darauf, einen Führerschein zu haben, bin eigentlich auch gern Auto gefahren. In der letzten Zeit ist es mir zwei mal passiert, dass ich mein Auto lange suchen musste, einmal in einer Parkgarage in der Stadt, einmal beim Parkplatz am See. Ich war ganz verzweifelt und habe schon befürchtet, dass es gestohlen worden sei. Weil mir das Ganze so peinlich war, habe ich meinem Mann auch gar nichts davon erzählt. Er hat aber schon gemerkt, dass ich ganz erschöpft und nervös war, als ich heimgekommen bin. Er beklagt sich in letzter Zeit auch öfter darüber, dass ich so schnell eingeschnappt und launisch wäre und alles durcheinanderbringen würde. Ich muss mich auch oft sehr zusammennehmen, damit ich nicht gleich zu weinen beginne. Das Autofahren vermeide ich nun, wenn es irgendwie geht.
Mit meinen vier Enkelkindern habe ich viel Freude und beschenke sie auch gern zu ihren Geburtstagen. Jetzt ist mir leider passiert, dass ich zwei Geburtstage verwechselt habe – wie peinlich! Besonders schwierig ist es für mich, wenn man mich etwas fragt und ich schnell die Antwort wissen sollte z.B. am Telefon - oder wenn ich etwas ausrichten sollte und es nicht gleich aufschreibe – dann ist es meistens weg. Mein Mann war wegen meiner Pannen anfangs ganz ungeduldig mit mir, dann auf einmal ganz besorgt und hat mir von einer Sendung im Fernsehen über Demenz
erzählt. Er hat mich zu einer Untersuchung gedrängt, was mir anfangs furchtbar Angst gemacht hat. Ich bin dann aber doch mitgegangen; es war auch nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe.
Nach einem ausführlichen Gespräch mit Fragebögen, die ich mit der Ärztin durchgegangen bin, hat sie mich zum Hausarzt zur Blutabnahme und auch zum MRT geschickt.
Nun geht es mir besser, obwohl mir die Ärztin gesagt hat, dass meine Vergesslichkeit nicht harmlos ist und ich ein Medikament nehmen soll, das die Krankheit bremsen kann. Ich habe nicht mehr ständig das Gefühl, dass ich mich zusammennehmen muss, damit niemand etwas merkt. Ich habe auch Vertrauen, dass meine Familie und die Ärztin mir helfen.

 

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